Hochsensibilität und Trauma

Hochsensibilität und Trauma, Fachartikel von Barbara Jansen

(bja-db148) In meiner Praxis für Hochsensibilität und EMDR-Traumatherapie stelle ich immer wieder fest, dass besonders hochsensible Menschen von diversen Traumata betroffen sind. Um hier die Ursachen zum Thema „Hochsensibilität und Trauma“ zu erforschen, lohnt ein tieferer Blick zurück in ihre Kindheit.

Barbara Jansen
Ein Beitrag von Barbara Jansen

Durch ihre besondere Empathie und Feinfühligkeit sind sie von klein auf mit gewissen Eigenschaften ausgestattet, wie größere Zurückhaltung, Mitgefühl für alle Lebewesen, Hilfsbereitschaft und einer enormen Sensitivität zweier oder mehrerer Sinnesorgane. Ist ein Kind zum Beispiel besonders geräuschempfindlich, leidet es vor allem in einer lauten Umgebung, wie lärmende Kinder im Kindergarten, auf dem Spielplatz oder in der Schule, was dann zum Rückzug führen kann. Das Kind begibt sich in eine stille Ecke, um den quälenden Geräuschen zu entgehen. Dabei würde es gerne mit anderen spielen, wenn nur der Lärmpegel nicht entsprechend hoch wäre.

Auch fällt es einem hochsensiblen Kind schwer, die ganzen Eindrücke und Wahrnehmungen, die es weit mehr als normal sensible Kinder aufnimmt, direkt zu verarbeiten.

Hierzu sind Rückzug und Zeit unbedingt vonnöten. Daraus resultiert, dass sich das feinfühlige Kind lieber in eine ruhigere Umgebung begibt. Eventuell sucht es sich zur Gesellschaft einen stillen Kameraden, mit dem es sich anfreundet. Dieser Rückzug kann zu Fehlinterpretationen und letztlich zu Fehldiagnosen führen.

In einer Gesellschaft, in der oftmals Ellenbogen-Mentalität und Konkurrenzdenken gebräuchlich sind, fühlen sich viele Eltern genötigt, dem hochsensiblen Kind entsprechende Verhaltensweisen anzutrainieren, um „im Leben zu bestehen“.

Im Extremfall wird dem empfindsamen Kind eine gewisse Missachtung entgegengebracht, wenn es diesen Anforderungen nicht genügt.

Auch in der Schule kann es dadurch vermehrt zu Mobbingaktionen kommen. Das kann bereits in jungen Jahren zu entsprechenden Traumatisierungen führen, die sich durch das weitere Leben hindurch ziehen und entsprechend belasten.

Dies ist nur zu vermeiden, wenn Eltern sich auf die liebenswerten Eigenheiten ihres hochsensiblen Kindes einlassen, ihm den Rücken stärken und das Gefühl geben, genauso geliebt zu werden, wie es ist. Den meisten HSPlern in meiner Praxis war eine solche Kindheitserfahrung nicht vergönnt. Im Gegenteil, nicht nur Missachtung wurde ihnen entgegengebracht, sondern nicht selten wurden sie auch misshandelt.

Erstaunlicherweise ist festzustellen, dass Hochsensible als Erwachsene oftmals innerlich stärker sind als Normalsensible. Sie sind der Fels in der Brandung, wenn „ein Schiff unterzugehen droht.“ Dies ist vermutlich der überaus harten Kindheit geschuldet, in der sie lernen mussten, mit den vorgenannten widrigen Umständen umzugehen. Die meisten HSPler haben sich dennoch ihre liebevolle Zuwendung zu anderen Geschöpfen bewahrt, sind mitfühlend, hilfsbereit und zugewandt.

Hochsensible kennen die ganze Palette der inneren Schmerzen und wünschen sich, dass andere diese nicht erleiden müssen.

Wichtig für feinfühlige Menschen ist, herauszufinden, ob eine Hochsensibilität vorliegt. Da diese biologisch bedingt ist, kann ein „Dagegen-Ankämpfen“ zu seelischen Erkrankungen führen. Ziel sollte sein, die eigene HS zu akzeptieren und zu lernen, entsprechend für seine Bedürfnisse zu sorgen. Dies kann in meiner Fach-Praxis für Hochsensibilität in Form einer Therapie erfolgen. Wenn sich dabei herausstellt, dass Traumata – gleich welcher Art – vorliegen, können diese recht erfolgreich mit einer EMDR Traumabehandlung behoben werden.

Hochsensible Menschen können – wenn sie ihre eigenen Belange berücksichtigen und diese auch nach außen vertreten – in ihrem Umfeld, bei der Arbeit und im Bekannten- und Familienkreis eine große Bereicherung sein.

Ausgestattet mit guter Intuition sorgen sie für Harmonie, Ausgleich und Gerechtigkeit. Durch ihre Neugierde kennen sie sich auf vielen Gebieten aus, haben Organisationstalent, ein strukturiertes Denken und können durch ihre Liebenswürdigkeit auch ein Team zusammenhalten und durch Anerkennung motivieren. Hochsensible Menschen sind eine wirkliche Bereicherung, wenn es darum geht, die Gesellschaft auf einen liebens- und lebenswerteren Weg zu bringen.

Barbara Jansen, Heilpraktikerin, Fach-Therapeutin für Hochsensibilität
Netzwerkmitglied für 68167 Mannheim (D), www.heilpraxis-wohlbefinden.de


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