Hochsensibilität und Berührung: Warum achtsame Nähe wichtig ist

Hochsensibilität und Berührung, drei sich berührende Hände

(Von Myriam Filz) Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit körperlicher Berührung und Hochsensibilität. Und damit, wie essenziell und heilsam Berührungen für hochsensible Menschen sein können.

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Myriam Filz

Vor allem, weil wir in einer eher berührungsarmen Gesellschaft leben, in der wir uns oft nicht mal mehr die Hände schütteln und nur die Menschen umarmen, die wir wirklich gut kennen.

Es wohnen immer mehr Menschen alleine und erfahren dadurch wenig bis gar keine körperliche Berührung mehr.

In diesem Zusammenhang habe ich mich gefragt, ob Berührung für uns hochsensible Menschen noch einmal besonders wichtig oder auch herausfordernd ist.

Wenn du selbst hochsensibel bist, nimmst du wahrscheinlich vieles um dich herum sehr intensiv wahr: Geräusche, Stimmungen, Energien und eben auch Körperempfindungen und Berührung.

Unser Nervensystem reagiert feiner und schneller auf Reize.

Ein fester Händedruck, eine unerwartete Umarmung, das Gedränge und die Enge in der U-Bahn. Was für manche Menschen als „normal“ wahrgenommen wird, kann für viele hochsensiblen Menschen bereits zu nah und zu intensiv sein.
Gleichzeitig sehnen wir uns nach echter, liebevoller Nähe. Nach Berührung, die uns nicht überfordert oder verunsichert, sondern nährt und sich gut anfühlt.

Hinzu kommt, dass viele hochsensible Menschen auch Bindungs- oder Traumaerfahrungen in sich tragen.

Vielleicht war Nähe früher nicht immer sicher und wir haben dadurch gelernt, uns eher zurückzuziehen und vorsichtig zu sein. Und trotzdem bleibt da dieses tiefe Bedürfnis: nach Gehalten-Werden, nach Weichheit, nach Berührt-Sein.

Ich erinnere mich (bevor ich körperliche Berührung mit in mein Coachingangebot aufgenommen habe) an viele Situationen, in denen ich in einer Coachingsitzung spürte: Worte reichen gerade nicht. Eigentlich bräuchte es jetzt eine sanfte unterstützende Geste, ein Halten der Hände beispielsweise, ein körperliches Gefühl von „Ich bin für dich da“.

Gleichzeitig war da aber auch noch meine eigene Sorge (und auch lange Zeit eine Unsicherheit), ob eine Berührung in diesem Moment zu direkt oder zu viel sein könnte. Und so blieb manche Situation „unberührt“.

Diese Diskrepanz zwischen Bedürfnis und Zurückhaltung begleitet viele Hochsensible durch ihr Leben.

Und manchmal führt sie dazu, dass wir uns selbst ein Stück weit von der Möglichkeit abschneiden, wie heilsam achtsame Berührung sein kann.

Warum Berührung grundsätzlich für Menschen wichtig ist

Berührung hat eine tiefgreifende Wirkung auf unseren Körper und unsere Seele. Sie fördert die Ausschüttung von Oxytocin, oft als Glückshormon bezeichnet, und stärkt nachweislich unseren Selbstwert und unsere psychische Gesundheit.

Durch einfühlsame Berührungen wird eine tiefe Verbindung zum eigenen Körper hergestellt, die nicht nur entspannend ist, sondern auch heilsame Nervenimpulse aktiviert.

Hochsensibilität und Berührung, Massage mit Stein

Warum Berührung gerade bei Hochsensibilität wichtig ist

Für hochsensible Menschen ist Berührung oft etwas ganz Besonderes. Da Sinneseindrücke intensiver verarbeitet werden, wirkt jede Berührung tiefer.

Berührung kann unglaublich wohltuend und verbindend sein, manchmal aber auch überwältigen.

Wenn Berührung achtsam und langsam geschieht, hat sie eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Sie kann Stress regulieren, das Gefühl von Sicherheit stärken und Momente von Geborgenheit schenken, die Worte allein oft nicht erreichen.

Gleichzeitig unterstützt Berührung das Körperbewusstsein.

Hochsensible Menschen profitieren besonders davon, über den Kontakt mit der Haut wieder stärker im eigenen Körper anzukommen, die eigene Mitte zu spüren und sich innerlich zu sammeln.

Doch nicht jede Berührung fühlt sich sofort gut an. Gerade dann, wenn alte Verletzungen oder Traumaerfahrungen im Hintergrund mitschwingen, kann sie ambivalent sein – heilsam und herausfordernd zugleich. Es braucht in diesen Momenten viel Sensibilität, um Schutzmechanismen zu respektieren und Sicherheit zu vermitteln.

Deshalb ist für hochsensible Menschen ein klarer, achtsamer Rahmen entscheidend.

Berührung darf im eigenen Tempo geschehen, mit vielen Wahlmöglichkeiten und einer Atmosphäre, in der ein „Nein“ genauso willkommen ist wie ein „Ja“. Erst dann entfaltet sich die ganze heilsame Kraft, die in achtsamer Berührung liegt.
Wege, um Berührung bewusst und heilsam zu erleben.

Es gibt viele Möglichkeiten, mit dieser Ambivalenz liebevoll umzugehen. Hochsensibilität bedeutet nicht, auf Berührung verzichten zu müssen. Im Gegenteil, gerade hochsensible Menschen können von achtsamer Berührung zutiefst profitieren, wenn sie im richtigen Rahmen geschieht.

Impulse für Hochsensibilität und Berührung

1. Selbstwahrnehmung stärken:

Spüre in dich hinein: Welche Art von Berührung tut dir gut? Welche fühlt sich unangenehm an? Manchmal sind es kleine Gesten – deine Hand auf dem Herz, eine sanfte Selbstumarmung –, die bereits viel Ruhe schenken.

2. Kommunikation üben:

Es ist völlig in Ordnung, deine Grenzen klar zu benennen. Du darfst sagen: „Das ist mir gerade zu nah.“ Oder: „Eine sanfte Umarmung würde mir guttun.“ Je klarer du deine Bedürfnisse formulierst, desto mehr Sicherheit entsteht – für dich und für dein Gegenüber.

3. Bewusste Räume schaffen:

Suche dir Räume, in denen Berührung achtsam geschieht – etwa bei einer Massage, in der traumasensiblen Körperarbeit oder in einem Setting, das auf hochsensible Menschen ausgerichtet ist. Dort darfst du sicher sein, dass deine Grenzen respektiert werden.

4. Nachspüren erlauben:

Oft hetzen wir nach einer Massage oder einer innigen Begegnung direkt zurück in den Alltag. Nimm dir Zeit, nachzuspüren. Vielleicht bei einer Tasse Tee, in Stille oder mit einer kleinen Journaling-Übung. So integrierst du dein Erleben tiefer.

5.Sanft anfangen:

Wenn dir Berührung schwerfällt, beginne mit kleinen Schritten. Vielleicht mit einer Fußmassage, einer achtsamen Handberührung, einer Umarmung, die bewusst nur kurz dauert. Mit der Zeit kann sich deine Komfortzone erweitern.

Hochsensibilität und Berührung, vier Hände geben sich die Hand

Fazit für Berührung und Hochsensibilität

Ich habe selbst erlebt, wie sehr achtsame Berührung mein Leben verändert hat. Anfangs war ich selbst zurückhaltend und spürte zeitgleich, wie wohltuend und heilsam Berührung in Form von achtsamer Massage ist. Heute empfinde ich es als Geschenk, Berührung nicht nur selbst empfangen, sondern auch weitergeben zu dürfen – in sanften Massagen für hochsensible Menschen, in der Kombination aus Coaching und Berührung, in einem Wohlfühl-Rahmen, der Sicherheit und Vertrauen schenkt.

Wenn Berührung bewusst geschieht, kann sie Türen zu Heilung öffnen, die Worte manchmal nicht erreichen.

Sie kann unser Nervensystem beruhigen und uns wieder mit uns selbst verbinden. Für hochsensible Menschen ist dies eine besonders wertvolle Ressource.

Ich wünsche dir, dass du Wege findest, Berührung in dein Leben einzuladen – so, wie es für dich stimmig ist. Vielleicht in Form einer Massage. Vielleicht durch kleine Rituale im Alltag. Vielleicht durch mehr Mut, deine Bedürfnisse auszusprechen.

Von Herzen wünsche ich dir, dass du deine eigene Sprache der Berührung findest.

Eine, die dich stärkt, dir Ruhe schenkt und dich tiefer mit dir selbst verbindet.

Myriam Filz, Feinfühlige Lebenskunst, Coaching & Berührung, Netzwerkmitglied für 20146 Hamburg, www.myriamfilz.com

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Warum ist körperliche Berührung für hochsensible Menschen so bedeutend?

Weil ihr Nervensystem besonders fein reagiert und Berührungen tief verarbeitet werden. Achtsame Berührung kann bei Hochsensiblen heilsamer wirken als Worte und das Gefühl von Sicherheit, Nähe und Verbundenheit fördern.

Was tun, wenn ich Berührung gleichzeitig brauche und fürchte?

Diese Ambivalenz ist normal. Starte mit kleinen, sicheren Schritten, z. B. mit Selbstberührung oder einer kurzen, bewusst gestalteten Umarmung. Entscheidend ist, dass du selbst das Tempo und die Form der Berührung bestimmst.

Wie finde ich heraus, welche Berührungen mir guttun?

Indem du in dich hineinspürst und bewusst beobachtest, was sich nährend anfühlt und was zu viel ist. Auch das Nachspüren nach Berührungen – z. B. mit Tee oder in Stille – hilft dir, die Wirkung besser einzuordnen.

Können Traumata meine Reaktion auf Berührung beeinflussen?

Ja. Frühere Erfahrungen mit Unsicherheit, Ablehnung oder Übergriffigkeit können unbewusst aktiviert werden. Deshalb ist ein achtsamer, traumasensibler Umgang mit Berührung besonders wichtig – mit klaren Grenzen und Wahlmöglichkeiten.

Welche Räume eignen sich für hochsensible Menschen, um Berührung zu erleben?

Achtsame Settings wie traumasensible Massagen, Körperarbeit oder integratives Coaching mit Berührung bieten geschützte Räume. Dort kannst du in deinem Tempo Nähe erleben, ohne überfordert zu werden.

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