Was deine Beziehungen über dich selbst aussagen

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(uik-db052-b04) Bevor ich zu dem Thema Beziehungen komme, möchte ich ein paar Sätze zum grundsätzlichen Aufbau der Welt verlieren. Sie ist aus den polaren Gegensätzen, die einen Bezugsrahmen für Erfahrung schaffen, wie Mann und Frau, Leben und Tod, Tag und Nacht, heiß und kalt oder Macht und Ohnmacht, aufgebaut. Die Polarität der Welt ermöglicht und ist gleichzeitig notwendige Voraussetzung für die bewusste Wahrnehmung. Die Erscheinung der Welt in Gegensatzpaaren ist für die meisten von uns klar und einleuchtend.

Doch in unserem tiefen Inneren träumen wir immer vom Zustand ursprünglicher Einheit und Geborgenheit, ähnlich wie wir dies im Mutterleib erfahren.

Ursula Ines Keil
Ein Beitrag von Ursula Ines Keil

Daher vollzieht sich unsere menschliche Entwicklung vor allem in Beziehungen. Wir sind uns dabei gegenseitig nützlich, indem wir uns durch den vorgehaltenen Spiegel des anderen immer wieder neu sehen und entdecken können. Kritisch wird es erst an dem Punkt, wenn wir dabei vergessen, unser eigenes Bild von uns darin zu erschaffen und uns stattdessen nur noch danach richten, was andere von uns denken, erwarten oder sagen.

Nehmen wir einen Apfel als Beispiel: Angenommen der innere Bauplan – zu verstehen als Wunsch der eigenen inneren Stimme – entspricht dem eines gelben Apfels, doch im Laufe der Zeit lernt man auch rote und grüne Äpfel kennen. Aufgrund äußerer Umstände, beispielsweise der Erziehung, kommt man zu dem Entschluss, dass man lieber ein roter oder ein grüner Apfel sein wolle. In diesem Moment fängt man an, sich immer mehr von sich selbst zu entfernen.

Dies verdeutlicht ein Albert Einstein zugeschriebenes Zitat: „Jeder ist ein Genie! Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.“

Im Grunde versuchen wir sehr häufig, jemand anderes als wir selbst zu sein.

Dies läuft bei den meisten unbewusst ab. Innerhalb von Beziehungen findet ein ständiges Pendeln zwischen zwei Polen statt – einerseits gleichen wir uns an den anderen an und andererseits grenzen wir uns von ihm ab, um uns selbst zu finden.

Doch wie funktioniert das Ganze?

Man kann es sich ungefähr so vorstellen: Am Morgen stehen die meisten von uns im Bad vor dem Spiegel. Angenommen man entdeckt zum Beispiel in seinem Gesicht einen Pickel oder einen Fleck, der einem missfällt. Wo würde man dann den Pickel oder den Fleck entfernen? Bei sich oder am Badspiegel?

„Natürlich bei mir selbst“, wird man jetzt sicher sagen. Doch wie sieht es aus, wenn man das Bad verlässt? Was tut man dann zum Beispiel auf der Arbeit oder in der Beziehung? Im Grunde alles, was wir bei uns selbst ablehnen, finden wir auch in der Außenwelt auf ähnliche Art und Weise wieder.

So werden uns also an diesem Tag auch Leute mit Pickeln oder Flecken begegnen, eventuell ist darunter sogar der eigene Partner, um es einem stellvertretend zu spiegeln. Nur vergessen wir oft, dass der Pickel oder Fleck ja an einem selbst ist, und wir fangen plötzlich an, ihn bei unserem Gegenüber ausdrücken oder wegmachen zu wollen. Dieses Beispiel lässt sich auf alle Bereiche unseres Lebens anwenden.

Wir übertragen ständig unsere eigenen Themen auf unser Gegenüber.

Letztendlich bedeutet das also nichts anderes, als dass man anderen Menschen Themen, Ängste, Schwächen oder Probleme zuschreibt, die man selbst unbewusst in sich trägt. In dem Moment, wo man sich über jemand anderen aufregt, redet man somit im Grunde von sich selbst. Sich hier einmal bewusst zu beobachten lohnt sich in jedem Fall!

Was uns am anderen stört, finden wir in uns selbst, denn sonst könnte es uns niemals stören.

Doch was nützt uns das? Allein schon diese Tatsache zu akzeptieren, erfordert einen gewissen Mut. Denn wenn man versteht, dass wir alle dieses Spiel betreiben, und sich bewusst einmal damit auseinandersetzt, kann man von da an nicht mehr so einfach über andere urteilen. Nun ist stets die Frage mit im Raum, ob es sich dabei gerade um die eigene Thematik handelt. Das vorherige Schwarz-Weiß-Denken bekommt dann ein paar Graustufen. Das Ganze mag vielleicht anstrengend erscheinen, doch dafür wird man als Mensch ein Stück reifer, erwachsener und differenzierter. Sobald man sich immer häufiger die Frage stellt:

„Was hat die jeweilige Situation mit mir zu tun?“,

kommt man wieder vielmehr mit sich, seinen Gefühlen und somit mit der eigenen inneren Stimme in Verbindung. Dadurch kann man dann auch die verlagerten Themen auf sein Gegenüber zurücknehmen. Ein Erstaunen wird nicht ausbleiben, wie sich in solchen Momenten manch festgefahrene Situation verändert. Einerseits bekommt man immer mehr das Geschenk der Selbstfindung und andererseits schafft man es sich abzugrenzen, um gemäß seines eigenen „inneren Bauplans“ (analog dem Apfel) sein Leben zu gestalten. Ich kann an der Stelle nur jeden ermutigen, sich dies einmal vor Augen zu führen.

Sich selbst mit Hilfe der inneren Stimme zu finden und abgrenzen lernen, ist sehr nachhaltig und lebensbereichernd.

Damit sagt man „Ja“ zu sich selbst. Viel Mut und Kraft dabei!


DEIN INNERES ZEIGT DIR DEN WEG, Ursula Ines Keil, ISBN 9783982012575Ursula Ines Keil, Buchautorin und psychotherapeutischen Heilpraktikerin
www.heilkundetherapiezentrum.de, Autorin von

Dein Inneres zeigt Dir den Weg – Die geheimnisvolle Sprache der inneren Stimme verstehen lernen.“
ISBN 9783982012575
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