Wenn introvertierte Menschen nicht genug reden

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(sbr-db87-b04) Stell dir vor, jemand erwartet etwas von dir, sagt es aber nicht. Und ist dann total beleidigt, weil du es nicht getan hast. Das ist doch ziemlich unfair, oder? Besonders introvertierte hochsensible Menschen produzieren manchmal solche Situationen.

Sabine Brunke-Reubold
Ein Beitrag von Sabine Brunke-Reubold

Und doch tun wir das immer wieder. Besonders viele introvertierte Menschen erwarten von ihrem Umfeld, vor allem von der Partnerin/dem Partner, dass sie doch wissen bzw. spüren müssten, was sie möchten. Sie möchten nicht alles aussprechen. Doch, wie soll das funktionieren? Dass dies gerade im Kontakt mit weniger sensiblen Menschen zu Konflikten führen kann, müsste ziemlich klar sein.

Das ist nur ein Beispiel, wie es zu Missverständnissen und Konflikten kommen kann, weil wir nicht genug reden. Hier sind ein paar Tipps, die helfen, nicht immer wieder in die gleichen Fallen zu tappen:

Sag, was du möchtest

Wenn du klar zum Ausdruck bringst, was du möchtest, gibst du deinem Gegenüber die Chance, tätig zu werden. Und die beste Aussicht auf Erfolg hast du, wenn du dein Anliegen als Bitte formulierst, also ihm oder ihr die Möglichkeit einräumst, Nein zu sagen. Das setzt allerdings voraus, dass du mit einem Nein auch umgehen kannst.

Wenn du merkst, dass das in dem Moment nicht möglich ist, sag das auch, denn eine vorgetäuschte Wahlfreiheit hilft keinem. Ich habe die Erfahrung gemacht: je besser wir selbst Nein sagen können, umso besser können wir mit dem Nein von anderen umgehen. Insbesondere introvertierte Menschen sollten das Nein sagen regelmäßig üben.

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Betreibe keine Gedankenleserei

Sicher ist es so, dass du, wenn du jemanden gut kennst, eine Ahnung haben kannst, was in diesem Menschen vorgeht. Du kannst aber nicht wissen, ob deine Annahme wirklich richtig ist, wenn du nicht nachfragst. Viele Missverständnisse entstehen dadurch, weil wir auf das, was wir meinen zu spüren, zu schnell reagieren. Wesentlich besser ist, nachzufragen, ob die Annahme tatsächlich korrekt ist.

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Vermeide es, alles auf dich zu beziehen

Wenn jemand unfreundlich auf das, was du tust oder sagst reagiert, heißt das nicht zwingend, dass diese Person auch wirklich dich meint. Vielleicht ist der eigentliche Grund nur Unwohlsein, Stress, ein schlechter Tag bei der Arbeit oder irgendetwas anderes, was mit dir nichts zu tun hat. Wenn es dir gelingt, deine Emotionen im Griff zu behalten, kannst du nachfragen, was bei deinem Gegenüber los ist und so für Klärung statt Streit sorgen.

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Vorsicht mit „immer“ oder „nie“

Wir sind schnell dabei, Erfahrungen zu verallgemeinern. Wenn etwas zweimal passiert, kommt es uns schon vor, als wäre es immer so.

Wenn du den Eindruck hast, eine Person reagiert oder handelt immer auf die gleiche Art und Weise, schau lieber genau hin, ob es tatsächlich so ist. Und wenn es etwas ist, was dich stört, sprich es an. Denn nur so gibst du dem anderen die Chance, etwas zu ändern.

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Gut zuhören hilft

Wenn du dich mit anderen Menschen unterhältst, setzt meist automatisch der Impuls ein, schon beim Zuhören über die eigene Antwort nachzudenken. Dabei geht viel von dem, was dein Gegenüber dir sagen will, verloren.

Besser ist, wenn du dir die Zeit nimmst, ihr oder ihm bis zu Ende zuzuhören und dann erst über eine Antwort nachzudenken.

Das hat den weiteren Vorteil, dass es das Gespräch „entschleunigt“. Dadurch fühlt sich die Person, mit der du sprichst, stärker wahrgenommen und wertgeschätzt. Außerdem sinkt die Gefahr von Missverständnissen.

Es ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit, und doch fällt es oft so schwer: wer sich gut verstehen will, muss miteinander reden. Das gilt auch für introvertierte Menschen. Es mag sich am Anfang aufwändig und anstrengend anfühlen, doch auf Dauer spart das eine Menge Zeit und Energie, die sonst für Auseinandersetzungen und Missverständnisse verloren gegangen wäre.

Sabine Brunke-Reubold, „Die Kommunikationslotsin“, www.die-kommunikationslotsin.de


Bildnachweis: LUCA TAGEBUCH, illustriert mit Aquarellmalerei und schönen Sprüchen zum Nachdenken, ISBN 9783982303208

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