Wie können Hochsensible mit Weltschmerz besser umgehen?

(Von Simone Wolf) Kennst du Zeiten mit Weltschmerz? Oder auch Phasen mit intensiven Gefühlen eines seelischen Schmerzes und der Wehmut über die Krisen in unserer Welt?

Nimmst du die Ungerechtigkeit und die Missstände in der Welt wahr?
Und hast du manchmal traurige oder melancholische Gefühle aufgrund von bestimmten Ereignissen oder Begebenheiten wie Krieg, Krankheiten oder Naturkatastrophen?
Als hochsensible Menschen kann uns insbesondere der Strom der emotional geprägten Berichterstattung durch die Medien in die Wahrnehmung von überwiegend negativen Gefühlen wie Pessimismus bis hin zu Hoffnungslosigkeit oder Resignation angesichts von Krisen bringen.
Wir nehmen es so wahr, als würde das Leid auf dieser Welt immer stärker werden.
Die Realität dieser Welt scheint sich gefühlt immer weiter von einem wünschenswerten Zustand von Frieden, Freude und einem freundlichen Miteinander zu entfernen. Besonders wenn uns moralische und gerechte Grundlagen verloren zu gehen scheinen, benennen wir dies oft als „Weltschmerz“.
Was ist Weltschmerz?
Der fränkische Dichter und große Sprachkünstler Jean Paul (1763-1825) kreierte das deutsche Wort „Weltschmerz“ vor weit über 200 Jahren erstmals. Jean Paul bezeichnet mit Weltschmerz ein Gefühl der schmerzhaft empfundenen Melancholie und Traurigkeit.
Eine Melancholie, die der Mensch über seine eigene Unzulänglichkeit empfinden kann, die aber vor allem als Teil der Unzulänglichkeit dieser Welt betrachtet werden kann.
Jean Paul beschrieb „Weltschmerz“ daher zu seiner Zeit als „Inbegriff des irdischen Leides: nur sein (Gottes) Auge sah alle die tausend Qualen der Menschen bei ihren Untergängen – diesen Weltschmerz kann er, so zu sagen, nur aushalten durch den Anblick der Seligkeit, die nachher vergütet.“ So ist es im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm online nachzulesen.
Quelle: Deutsches Wörterbuch der Gebrüder Grimm unter: https://www.dwds.de/wb/dwb/weltschmerz
Wie können Hochsensible mit Gefühlen des Weltschmerzes umgehen?
Hochsensible Menschen haben oft eine sehr intensive Gefühlswelt und damit verbunden verarbeiten sie Emotionen sehr tiefgründig. Wenn sie ihren Umgang mit den heutigen Medien für sich nicht achtsam gestalten, dann kann dies zur Reizüberflutung führen und zu einer starken Belastung werden.
Als tiefgründige Denker kann sie die andauernde Beschäftigung mit negativen Nachrichten sehr viel Energie kosten.
Schockierende Nachrichten und Videos können uns besonders stark beeinflussen, da wir vieles intensiv mitempfinden.
Daher kann es hilfreich sein, die Flut von Bildern sehr bewusst zu reduzieren und nur kurze Videos zu sehen oder Texte zu lesen, um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Der bewusste und begrenzte Umgang mit Medien ist dann notwendig, um unser sensibles Nervensystem nicht dauerhaft zu überfordern.
Wie können Hochsensible mit Weltschmerz achtsamer umgehen?
- Wir dürfen bewusst „Pause von der Welt“ machen, um uns im Schmerz nicht selbst zu verlieren, vielmehr fürsorglich für uns sein.
- Wir können aktiv werden und uns in einem überschaubaren Rahmen für Frieden und Gerechtigkeit im Miteinander einbringen. Dies kann auch in Hilfsorganisationen, Verbänden und in Kirchen geschehen, die uns dadurch ermöglichen, selbstwirksam zu sein.
- Wir können den negativen Nachrichten etwas Positives entgegensetzen und in krisenhaften Zeiten bewusst Humor, Annahme, Liebe und Freude im Miteinander weitergeben.
- Für den Dichter Jean Paul war der Weltschmerz nicht nur eine Quelle der Traurigkeit, sondern auch der kreativen, schriftstellerischen Betätigung. Er nutzte diese Gefühle, um tiefgründigen Werke zu schaffen. Wir können demnach kreative Wege entdecken, um von Gefühlen des Weltschmerzes nicht überwältigt zu werden, sondern um diese schöpferisch zu gestalten – im Vertrauen, dass über dieser Welt ein Schöpfer steht.
Unsere heutige Welt mit all ihren Krisen braucht hochsensible Menschen, die einen hilfreichen Umgang mit Gefühlen des Weltschmerzes finden, leben und weitergeben!
Simone Wolf, Dipl. Sozialpädagogin und Fachberaterin Hochsensibilität, Netzwerkmitglied für 55127 Mainz (D), www.simone-wolf.com, Facebook-Gruppe: https://www.facebook.com