Der Schlüssel zur tiefen Akzeptanz von Hochsensibilität

Nicole Fehrenbacher
Ein Beitrag von Nicole Fehrenbacher

(nf-db104-b04) Die meisten hochsensiblen Menschen kennen den Wunsch, gerne (etwas) weniger sensibel zu sein. Sie hadern mit der Akzeptanz von Hochsensibilität. Besonders im Kontext von Situationen, die für hochsensible Menschen herausfordernd sind, tritt dieser Wunsch oftmals verstärkt auf – wie etwa eine (reizüberflutende) Familienfeier, einem inneren oder äußeren Konflikt oder Menschenmassen und Lärm in der Stadt. Er macht sich bemerkbar in Gedanken wie: „Ich wünschte, ich wäre nicht so empfindlich“, „Ich sollte belastbarer sein“, „Warum bin ich so schnell reizüberflutet?“ oder „Ich sollte weniger emotional sein.“ Kommen dir diese Gedanken bekannt vor?

Glaubenssätze über die eigene Hochsensibilität

Oftmals begleiten hochsensible Personen diese Gedanken schon (mehr oder weniger bewusst) seit ihrer Kindheit, wenn durch bestimmte Erlebnisse, die Reaktionen unseres Umfeldes und eigene Schlussfolgerungen die eigene Sensitivität aus kindlicher Perspektive bewertet wird – ein so genannter Glaubenssatz bildet sich. Ein Glaubenssatz, wie bspw. „Ich bin nicht stark genug“, ist eine subjektive Annahme darüber, wie die Welt funktioniert und wie wir sind – Glaubenssätze drücken aus, woran wir glauben. Je länger uns ein Glaubenssatz begleitet, desto tiefer ist er meist in unserem Unterbewusstsein verankert und desto stärker bestimmt er unser Leben.

Du kannst es dir vorstellen wie einen Filter, eine Brille, die du trägst, und im Laufe deines Lebens aber ganz vergisst, dass du diese Brille trägst und sie deine Sicht auf die Welt und dich beeinflusst.

Ich gebe dir ein Beispiel aus meinem Leben: Bereits als Kind habe ich die Erfahrung gemacht, dass es mich oft überfordert, von vielen Menschen umgeben zu sein. Als Reaktion darauf habe ich mich dann versteckt, mir einen ruhigen Ort gesucht und mir die Decke über den Kopf gezogen. Da mein Umfeld meiner Überforderung meist wenig verständnisvoll begegnete, bildete ich den Glaubenssatz, dass ich zu sensibel bin und mich härter anstrengen muss, um „normaler“, „belastbarer“, „mehr so wie die Anderen“ zu werden. Eine Weile „half“ mir dieser Glaubenssatz dabei, ein ziemlich beschäftigtes und rastloses Leben mit vielen sozialen Kontakten (in meiner Vorstellung ein „normales“ Leben) zu führen, führte aber nach und nach zu immer mehr Stress und Erschöpfung, da ich so jahrelang meine Grenzen überschritten hatte.

(Unbewusster) Widerstand gegen Hochsensibilität

Oftmals gibt es in uns Glaubenssätze, die einen Widerstand zu unserer Hochsensibilität in sich tragen. Wenn wir allerdings (unbewusst) im Widerstand mit unserer Hochsensibilität sind, bedeutet das auch einen ständigen Kampf mit der Realität, den wir nicht gewinnen können – und der unglaublich viel Energie kostet. Durch die (partielle) Ablehnung der eigenen Hochsensibilität verlieren wir zu einem großen Teil den Kontakt zu uns selbst, zu unserem inneren Kompass und fokussieren uns oftmals darauf, mehr die Erwartungen von Anderen zu erfüllen statt unser eigenes Leben zu leben.

Es lohnt sich also wirklich, sich die eigenen Glaubenssätze in Bezug auf die eigene Hochsensibilität bewusst zu machen.

Und zu prüfen, ob diese Glaubenssätze dir dabei helfen, ein wirklich erfülltes Leben zu erschaffen. Denn die gute Nachricht ist, dass wir unsere Glaubenssätze konstruktiv verändern können, sodass sie uns unterstützen, anstatt uns zu erschöpfen und zu blockieren.

Der allererste und wichtigste Schritt dafür ist es, die eigene Hochsensibilität mit all deinen Bedürfnissen (nach genug Ruhe, Essen, Schlaf, Schönheit, Tiefe & Verbundenheit, …) und Empfindungen zu akzeptieren. Aufzuhören, (unbewusst) dagegen anzukämpfen. Das ist der Schlüssel für ein hochsensibel erfülltes Leben und ein echter „Gamechanger“ für unsere Energie, die wir dann nicht mehr gegen unsere Sensitivität richten, sondern für uns nutzen können.

So kannst du Glaubenssätze verändern

Das Verändern alter Glaubenssätze ist zugegebenermaßen ein Prozess, da diese teilweise unglaublich tief in uns und in unseren synaptischen Verbindungen im Gehirn verankert sind. Sei also geduldig mit dir oder hol dir Unterstützung – von Coachs oder Therapeuten, die dich auf dieser Reise unterstützen können.

Hier sind die fünf Schritte, die ich für das Verändern von Glaubenssätzen anwende und empfehle, die du für dich nutzen kannst:

  1. Den alten, dysfunktionalen Glaubenssatz erkennen.
  2. Diesen Satz, dich und deine aktuelle Realität zunächst liebevoll anerkennen.
  3. Überlege dir nun: Was möchte ich stattdessen glauben? Welcher neue Glaubenssatz kann mir dabei helfen, ein wirklich erfülltes Leben im Einklang mit meiner Hochsensibilität zu führen?
  4. Formuliere deinen neuen kraftvollen Glaubenssatz.
  5. Wiederholen, wiederholen, wiederholen! Je öfters du dir den neuen Satz sagst, ihn dir aufschreibst, desto besser. Nun geht es darum mit so viel Wiederholung wie möglich dein Gehirn auf diesen neuen Satz umzuprogrammieren.

Noch ein Beispiel aus meinem Leben: Ich habe als Kind oft gehört, dass ich nicht so viel träumen soll und mich beeilen soll. Daraus hat sich bei mir der Glaubenssatz „Ich muss mich beeilen“ gebildet. In meinem Arbeitsleben führte dieser Glaubenssatz dazu, dass ich oftmals nicht mein Bedürfnis nach Ruhe und Pause wahrnahm und mich zwang weiterzuarbeiten – bis zur Erschöpfung. Als ich den Glaubenssatz schließlich erkannt und hinterfragt hatte, konnte ich mir nach und nach erlauben, mehr auf mein Bedürfnis zu hören und mit gutem Gewissen Pausen zu machen. Heute habe ich stattdessen meinen neuen Satz verinnerlicht: „Ich folge und vertraue meinem eigenen Rhythmus“.

Durch die tiefe Akzeptanz deiner Hochsensibilität kann sich so viel in deinem Leben verändern.

Du hast so viel mehr Energie, die du nicht mehr im Kampf gegen dich verlierst. Und durch die Akzeptanz deiner Bedürfnisse und Empfindungen bildest du das Fundament dafür, eine Umgebung zu schaffen, in der du wirklich aufblühen kannst.

Ich wünsche dir Alles Gute dabei!

Nicole Fehrenbacher, Coach für Hochsensibilität & Berufung finden
www.NicoleFehrenbacher.com, Netzwerkmitglied für Düsseldorf (Erkrath)


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2 Kommentare

  1. Wie finde ich einen Job der sich mit meiner Hochsensiblen Eigenschaft erfüllt,ich komme immer wieder an Stellen die mich überfordern,sei das Grossraumbüro oder Events.Es liegt nie an daran,dass ich nicht gut arbeite,es ist das Zwischenmenschliche die oft zu Ablehnung führt.
    Es gibt wenig Jobs,wo ich im Homeoffice arbeiten kann.
    Oder ich muss pendeln,auch das ist jedesmal eine Herausforderung,oft bin schon erschöpft bis ich an meine Arbeitsstelle angekommen bin. Und ich verbringe Zeit am Wochenende zu Hause damit ich mich wieder erholen kann.Dies macht sehr einsam.
    Freundliche Grüsse
    Sibylle

    1. Mir geht es ähnlich.
      Seit 20j. arbeite ich immer in immer kürzeren Intervallen als angestellter Physio.
      Bis ich intuitiv merke, dass ein „Weiter so“ mir meinen „Lebenssinn“ und meine geistige Gesundheit nimmt.
      Ich bin immer abhängig,ob als Selbstständiger oder als Angestellter.
      Und diese „Anderen“ haben die Macht.
      Sie erkennen ( unbewusst?) ,daß es da jdm. gibt,der sie durchschaut und deshalb zerstören sie Dich.
      Das hab ich vor 3 Monaten erkannt.
      Seither hab ich (inneren) Frieden.
      und natürlich GEDANKEN der Existenzangst.
      Wenn die GEDANKEN der Angst dasein dürfen,werden sie weniger.
      Weil sie nicht real sind,sondern Denkillussion.
      so wie Tinnitus…

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