3 typische Beziehungsprobleme von Hochsensiblen

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(nli-db050-b03) Es ist schon ziemlich lange her, da steckte ich in einer Beziehung, die mir gar nicht guttat. Während wir anfangs noch wie siamesische Zwillinge zusammenklebten, schlich sich bei mir irgendwann ein Gefühl des Unwohlseins ein, was sich in den kommenden Monaten verstärkte. Nachdem ich die störenden Dinge mehrmals erfolglos angesprochen hatte, resignierte ich und zog mich innerlich zurück – das führte letztlich in eine Eiszeit und damit zum Bruch unserer Beziehung. Später wurde mir bewusst, dass es nicht nur mir so ergangen ist, sondern, dass dahinter typische Beziehungsprobleme von Hochsensiblen steckten.

Nicole Lindner
Ein Beitrag von Nicole Lindner

Heute gehört das zu den schmerzhaftesten Erinnerungen meines Lebens und ich frage mich oft, ob ich nicht doch etwas hätte besser machen können. Ich bereue zwar nicht, dass ich Schluss gemacht habe, nur ist mir heute klar, dass ich meinen damaligen Partner in so manchen Dingen wohl zu Unrecht beschuldigt habe, was nicht zuletzt an meiner sehr sensiblen Art liegt, Beziehungen zu führen. Schauen wir uns die typischen Beziehungsprobleme einmal näher an:

Beziehungsproblem Nr. 1: Starkes Zuwendungsbedürfnis

Viele Feinfühlige sehnen sich nach Harmonie und Nähe in jeglicher Form. Ein Streit oder Unausgesprochenes kann sie in den Wahnsinn treiben und zu großen Selbstzweifeln führen. Bei mir wurde es beispielsweise immer kritisch, wenn mein Partner mitten in einer Diskussion plötzlich ging und meinte, er brauche jetzt Zeit für sich. Ich schimpfte und tobte, wollte das Problem so schnell wie möglich geklärt haben und lief ihm überall hin nach, um ihn zu konfrontieren. Selbsterklärend, dass das unseren Twist nur noch verschlimmerte.

Heute gehe ich deutlich gelassener mit solchen Situationen um. Haben mein Partner und ich zum Beispiel eine Unstimmigkeit und er fordert mitten im Gespräch eine Auszeit, akzeptiere ich das und sage: „Okay, wann klären wir die Sache dann?“

In der Zwischenzeit gehe ich eine Runde spazieren oder treibe Sport, um mich abzureagieren (kein Witz: Ich habe auch schon Autoreifen montiert, nur um emotional runterzukommen!!) Zugegeben, diese gemäßigte Reaktion fällt mir immer noch schwer, trotzdem bin ich gefestigt genug, dass ich dem anderen den Wunsch mittlerweile zugestehen kann.

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Beziehungsproblem Nr. 2: Ausgeprägte Verletzbarkeit

Feinfühlige reagieren ausgesprochen empfindlich auf unsensible Verhaltensweisen. Dies gilt auch für Mimik und Gestik des Partners. Mein Freund musste damals nur in Gedanken versunken sein und nicht sofort auf mich reagieren, da unterstellte ich ihm schon mangelnde Liebe. Es kann wirklich anstrengend für beide sein, wenn man es hier nicht schafft, hier eine etwas neutralere Sichtweise zu bekommen. Mein Tipp:

Gestehe dem anderen zu, dass er ein eigenes Leben hat und bringe nicht jede seiner Reaktionen sofort mit dir oder eurer Liebe in Verbindung.

Manchmal ist dein Gegenüber vielleicht einfach nur müde von der Arbeit, krank oder in Gedanken versunken und reagiert unabsichtlich nicht so, wie du es dir in diesem Moment wünschst. Anstatt dich gekränkt in dein Schneckenhaus zurückzuziehen könntest du ihn alternativ z. B. fragen, ob mit ihm alles okay ist.

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Beziehungsproblem Nr. 3: Fehlende Kommunikation

Paare in Beziehungskrisen schweigen sich oft nur noch an oder reiben sich im Streit auf. Beides ungut, dabei ist gerade eine offene Kommunikation und interessiertes Zuhören die absolute Basis für eine gute Beziehung. In meiner damaligen Partnerschaft zog ich mich irgendwann total zurück und vermied jegliche schmerzhafte Diskussion.

Kennst du das vielleicht auch? Dein Partner sagt etwas, du interpretierst unbewusst etwas hinein und reagierst dann auf das, was du interpretiert hast (wichtig: NICHT auf die URSPRÜNGLICH getroffene AUSSAGE!). Das ist sehr wichtig zu unterscheiden. Mein Tipp, um dies zu vermeiden:

Lass deinen Partner ausreden, höre ihm zu und erwidere: „Du hast gerade das und das (Wiederholung der Aussage) gesagt, ich habe das so und so verstanden (DEINE Interpretation) – ist das richtig?“

So bekommt dein Gegenüber die Chance, eine möglicherweise irrtümlich von dir getroffene Annahme zu korrigieren und du wirst nicht unnötig verletzt. Ich gebe zu, das nervt anfangs ein wenig, doch die Mühle lohnt sich. Ich verspreche dir, alleine durch diese simple Maßnahme wird sich deine Beziehung enorm verbessern.

Nicole Lindner

Nicole Lindner, Betreiberin des Onlineportals www.meinweg-deinweg.de und Autorin von:


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3 Kommentare

  1. Liebe Nicole,

    mir ging es leider ebenso. Ich habe meinen Ehemann nach 20jähriger Ehe verlassen, weil wir nicht wirklich kommunizieren konnten. Er hat meine Hochsensibilität nicht verstanden (verstehen können) und ich wurde durch sein Unverständnis immer wieder verletzt und habe dadurch undurchdringliche Mauern aufgebaut, um mich vor Verletzungen meiner Seele zu schützen. Nun lebe ich allein und mir geht es damit besser, aber dafür fühle ich mich manchmal einsam.
    Herzliche Grüsse
    Inge

    1. Ich kann dich gut verstehen. Dennoch wünsche ich dir einen Partner an deiner Seite, der zu dir passt und dir das geben kann, was du brauchst. Alles liebe

  2. Liebe Nicole,
    Ich finde mich leider in sehr vielen deiner angesprochenen Themen wieder.
    Wir sind eine 4 köpfige Familie u das Thema HSP kam erst durch unsere kleine Tochter ins Gespräch. Es gab immer häufiger Auffälligkeiten im Verhalten und als es auch dem Kindergarten auffiel, war ich mir sicher, das ich es mir nicht einbildete. So wurde es mir oft von anderen verkauft. Durch viel Eigenrecherche wurde innerhalb einiger Monate klar, das nicht nur die Tochter sondern auch ich stark hochsensibel bin. Ich finde es sehr schwer aktuell genug Kraft zu finden, meiner Tochter bei diesem Weg zu helfen u gleichzeitig an mir selbst zu arbeiten.
    Wie würdest du vorgehen?
    Lg Jolene

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