5 Tipps, wie sich Hochsensible besser abgrenzen können
(shi-db098) Ich hatte vor ca. zwei Jahren eine Erkenntnis: Ich habe den Tag mit einer Freundin verbracht, die Liebeskummer hatte und habe irgendwann gemerkt – hey, mir geht’s trotzdem gut, obwohl sie gerade totalen Herzschmerz hat. Ich war für sie da, habe ihr zugehört, aber ich selbst war nicht traurig. Und ich war total erstaunt, denn bis dahin hatte ich alle Energien und Gefühle meiner Lieblingsmenschen aufgesaugt wie ein Schwamm. Ich konnte mich, wie viele andere Hochsensible, nicht richtig abgrenzen. Wenn jemand traurig war, war ich auch traurig. Wenn jemand gut drauf war, habe ich mich anstecken lassen. Und das meistens total unbewusst.
Irgendwo auf meinem Weg hatte ich gelernt mich abzugrenzen.
Das ging sogar so weit, dass ich mir manchmal wie in einer Achterbahn vorkam. Ich war total gut drauf und aus dem Nichts hätte ich heulen können. Ich habe mich manchmal total psycho gefühlt, weil meine Laune so wankelmütig war. Und ich oft gar nicht wusste, warum. Mittlerweile weiß ich: Ich habe die Stimmung der Menschen in meinem Umfeld unterbewusst gespürt und sie zu mir genommen.
Aber das jetzt – dass jemand, der mir wichtig ist, so traurig war und es mir trotzdem gut ging an diesem Tag – das war komplett neu. Doch warum können sich sensible Menschen so schlecht abgrenzen?
Wir fühlen die Gefühle anderer Menschen.
Uns wurde in der Kindheit oft gespiegelt, dass wir nicht gut so sind, wie wir sind. Dass wir „zu empfindlich”, „zu sensibel”, „nicht normal“ sind. Daraus haben wir geschlussfolgert: „Ich bin nicht liebenswert“. Da wir aber geliebt werden wollen, dazugehören wollen, haben wir angefangen unsere Gabe, die Empathie, zu nutzen. Es wurde für uns soziale Wesen überlebenswichtig, unsere Umwelt zu lesen. Herauszufinden, was unser Umfeld braucht. Wie wir es schaffen, dazuzugehören, geliebt zu werden.
Wir haben angefangen, alles dafür zu tun, dass andere Menschen sich bei uns wohl fühlen.
Und das ist auch heute noch so: Wir hören ihnen zu, wenn es ihnen schlecht geht, obwohl wir selbst gerade total am Limit sind. Wir sagen Ja zu Dingen, zu denen wir gerne Nein sagen würden. Wir übernehmen Aufgaben, die kein anderer machen will, damit wir uns wertgeschätzt fühlen.Wir haben also nie gelernt, Grenzen zu setzen und dadurch können wir uns auch von anderen nicht abgrenzen.
Diese Strategie hat auch eine ganze Weile für uns funktioniert. Bis wir irgendwann total unzufrieden mit unserem Leben sind, uns vielleicht ausgenutzt oder leer fühlen. Bis wir irgendwann ausgebrannt sind.
Fünf Tipps, wie du dich besser abgrenzen kannst
1. Durchatmen:
Wenn du einen plötzlichen Stimmungsumschwung erlebst: Atme einmal tief durch und frag dich, ob das gerade dein Gefühl ist, oder ob jemand in deinem Umfeld gerade traurig, wütend, was auch immer du gerade fühlst, ist.
2. Sich erinnern:
Gibt es Momente, in denen du dich bereits gut abgrenzen kannst? Wenn ja, was ist dann anders und was kannst du davon in anderen Momenten übernehmen?
3. Selbstwert stärken:
Lerne dich selbst besser kennen und stärke deinen Selbstwert. Finde heraus, was dir guttut, welche Bedürfnisse du hast. Welche Menschen, Hobbies, Routinen dir guttun, welche nicht. Auch wenn das manchmal bedeutet, den Job zu verlassen, Beziehungen oder Freundschaften loszulassen.
4. Nein sagen:
Lerne Nein zu sagen, wenn du Nein meinst und stehe für dich und deine Bedürfnisse ein.
5. Vorbilder suchen:
Gibt es jemanden in deinem Umfeld, der oder die sich gut abgrenzen kann? Wenn ja, frage dich einen Tag lang mal: Was würde XY jetzt tun? Und vielleicht schaffst du es, auch so zu handeln.
Schreib mir gerne in die Kommentare, was dir hilft, dich besser abzugrenzen.
Abgrenzung lernen ist ein Prozess
Und ich bin diesen Weg ich nicht alleine gegangen. Ich hatte Unterstützung von einer Coach, die mir geholfen hat, meine Muster, Konditionierungen aufzudecken und mich selbst so besser zu verstehen. Denn, wenn du dich verstehst und weißt, warum du wie tickst, kannst du Dinge ändern. Wenn du etwas ändern magst: Such dir psychologische Unterstützung oder nimm ein Coaching in Anspruch. Ich kann dir aus eigener Erfahrung und aus meiner Coachingpraxis sagen: Es lohnt sich so oder so sehr.
Alles Liebe,
Susanne
Susanne Hillar, Systemische Kinder-, Jugend- & Erwachsenencoach, EFT-Coach, Netzwerkmitglied für Köln, www.susannehillar.de
Hallo Susanne, es wäre interessant wie du dir das erklärst dass du dich „auf einmal“ abgrenzen konntest.
Bei Dingen die negativ für mich sind und nicht zum Job gehören, muss und kann ich mich abgrenzen.
Bei Menschen muss ich mich NIE abgrenzen, weil ich mich immer verbunden fühle mit allen Leuten und alle möglichen Gefühle kenne.
Lieber Gruss Gregor