Vereinbarkeit von Hochsensibilität, Job und Familie

Vereinbarkeit von Hochsensibilität, Job und Familie, Fachartikel von Sandra Tissot

(sti-db031-b02) Als hochsensibler Mensch kämpfst du mit einem Übermaß an Reizen. Wenn dann bereits in jungen Jahren noch eine Familie mit Lebenspartner sowie Kindern dazukommt und ein nervenaufreibender Job regelmäßig deine Synapsen lahmlegt, kommt schnell die Frage auf, ob Hochsensibilität, Job und Familie überhaupt vereinbar sind.

Sandra Tissot, Buchautorin
Ein Beitrag von Sandra Tissot

Vielleicht gehörst du auch zu den HSP, die sich mit dem Wissen darum, bewusst für ein Leben ohne klassische Familienstrukturen und gegen ein herkömmliches Angestelltenverhältnis entschieden haben. Die eine oder andere Entscheidung trifft jeder für sich und hat dafür mit Sicherheit eine Reihe guter und wertvoller Gründe.

Ist die Vereinbarkeit von Familie und Job für Hochsensible überhaupt möglich?

Wenn Du Dich als HSP für eine Familie entschieden hast und gleichzeitig einen Job ausübst, hast Du höchstwahrscheinlich keine Langeweile. Okay, Spaß beiseite, es gibt oder gab in Deinem Leben garantiert Phasen, in denen Dir die Situation über den Kopf gewachsen ist. Insbesondere in einer Leistungsgesellschaft, die Modeerscheinungen wie die „Mompreneurin“ hervorbringt. Ein Fabelwesen, mit unendlich großem Aufgabenfeld, dass sowohl 100 Prozent im Job, als auch 100 Prozent in Sachen Liebe und Erziehung für die Kinder gibt. Unerforscht ist allerdings, wann diese Spezies schläft, isst, oder Dingen wie regelmäßigen Duschen, Sex, Sport oder gar Hobbys nachgeht.
Fakt ist, egal wie diszipliniert, organisiert oder motiviert du bist, die beiden vollkommen unterschiedlichen Lebensbereiche Familie und Job lassen sich für HSP nicht ohne Weiteres vereinbaren. Zumindest solange unsere zukünftigen Tage weiter 24 Stunden haben und wir ab und an auch noch unseren Grundbedürfnissen nachgehen müssen. Ganz zu schweigen von der daraus entstehenden dauerhaften Überreizung und den mangelnden Freiräumen für Ruhe und Entspannung.

Unterstützung annehmen und offen kommunizieren

Ein Türöffner für eine gesunde Vereinbarkeit von Familie und Job ist die offene Kommunikation. Denn weißt Du, was eine offene Kommunikation alles möglich macht? Gerade im Job, im Gespräch mit Kollegen, Geschäftspartnern, Kunden stellt sich schnell heraus, dass viele dieser Menschen auch Väter und Mütter sind. Dass eben diese Menschen sich genau die gleichen Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellen und die gleichen Balanceakte vollziehen.

Ähnlich verhält es sich mit einer offenen Kommunikation in der Familie. Lebenspartner, die beide arbeiten, wissen, dass in bestimmten Situationen beide auch in familiären Angelegenheiten gleichermaßen gefordert sind. Werden hier Themen offen besprochen und Aufgaben geteilt, können Engpässe oft schon im Vorfeld umgangen werden. Wenn du Unterstützung im Familiengefüge erhältst, lässt sich dein Familienleben gut mit deinem Job vereinbaren. Die Unterstützung durch Partner, Großeltern und Freunde ist ein wertvoller Schlüssel für Hochsensible.

„Weniger ist mehr“ – Erwartungen einfach mal runterschrauben

Mit einem Lächeln geht vieles leichter, insbesondere wenn Ansprüche und Erwartungen nicht zu hoch geschraubt werden. Ganz wichtig ist dabei auch einmal das gemeinsame Lachen über eine verpatzte Situation oder über einen „Peinliche-Eltern-Moment“. Es ist bei Weitem nicht alles perfekt, und es wäre auch schade, wenn alles so vorbildlich wäre. Wo bliebe dann der Spaß?

Wir sind Hochsensible, oft mit hochsensiblem Nachwuchs, die individuell entscheiden müssen, was sie sowohl beruflich als auch privat imstande sind, gerade leisten zu können. Wir müssen immer ein bisschen mehr auf unseren Körper und Geist hören und uns selbst die Möglichkeiten geben, zur Ruhe zu kommen und “runterzufahren“. Spätestens, wenn du nach der Arbeit bemerkst, dass die Energie bereits beim Aufeinandertreffen mit deinen Kindern am Nachmittag schon aufgebraucht ist, wird es Zeit für eine Ruhepause.

Wenn du selbst überreizt bist, überträgt sich das schnell auf deine Kinder.

Oft haben auch sie besonders feine Antennen und spiegeln dein Verhalten wider. Für die notwendige Entspannung kann ein Spaziergang mit dem Hund, Meditation, ein gutes Buch oder ein gemütlicher Abend auf der Couch sorgen. In einem Familiengefüge, wo die einzelnen Mitglieder um die Hochsensibilität der anderen wissen und in dem die Kinder bereits mit dem Thema aufwachsen können, lassen sich auch alle positiven Seiten vollständig entfalten.

In hochsensiblen Familien gilt oft: „Weniger ist mehr.“ Oft genügt es aber einfach, die gemeinsame freie Zeit miteinander zu genießen. Ganz ohne, dass dahinter jeden Nachmittag ein anderes durchgeplantes Programm steht.

Denn ähnlich wie du die Ruhe und den Ausgleich immer wieder suchst, benötigen wahrscheinlich auch deine Kinder diese Freiräume, in denen sie einfach einmal vor sich hinträumen oder im Spiel versunken sein dürfen.

Wenn Du Deinen Kindern ermöglichst, den sorgsamen Umgang mit deiner Hochsensibilität bereits früh zu erlernen, fällt es ihnen später deutlich leichter, die damit verbundenen Gaben wie Empathie, Kreativität, vernetztes Denken oder eine differenzierte Wahrnehmung in ihrem Erwachsenenleben bewusst einzusetzen.


Sandra Tissot, www.sandra-tissot.com
Buchautorin „Hochsensibilität und die berufliche Selbstständigkeit“


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Ein Kommentar

  1. Hallo…
    Seit 6 Wochen habe ich einen jungen Hund, der mich seit dem ersten Tag zur Arbeit im Büro begleitet. Mein Job ist trotz guter Organisation oft sehr herausfordernd, da täglich Unvorhergesehenes und Notfälle zu meinem Alltag gehören. Nach fast 2 Jahren und vielen Gesprächen hat mein Bürokollege eingewilligt, mein Chef war schon viel früher einverstanden.

    Der Hund verbreitet so viel Ruhe und Entspannung! Wer in mein Büro kommt ist viel leiser. Oft wird der Hund nicht wirklich beachtet, trotzdem ist die Verhaltensänderung im Team und bei mir deutlich spürbar.
    Argumentiere ruhig und sachlich. Ein Entwurf eines Hundekonzepts als Diskussionsgrundlage kann Türen öffnen (wo darf der H. sein, wo nicht, Hygiene, hundefreie Bürotage, lüften, Pfoten beim Betreten des Gebäudes reinigen, etc.).

    Lass deinem Chef und dem Team Zeit, aber bleibe dran!
    Ich wünsche dir viel Erfolg!

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