Ruhe & Pausen für Hochsensible: 6 Tipps für einen Alltag ohne Pandemie

Ruhe und Pausen für Hochsensible: 6 wichtige Tipps für den Alltag

(aro-db140) Viele hochsensible Personen (HSP) haben während der Corona-Pandemie, außer den Herausforderungen die diese Zeit für die meisten Menschen mit sich brachte (Erkrankungen, Verluste etc.), etwas bekommen, was für sie essentiell ist und was sie sich im „normalen“ Alltag, oft zum Unverständnis anderer Menschen, nehmen müssen: RUHE und PAUSEN.

Anke Roemer
Ein Beitrag von Anke Römer

Dazu ein Beispiel aus dem Leben einer HSP (alleinlebend) während der Pandemie. (HSP mit Familie waren natürlich meist noch anderen, sehr großen Herausforderungen gegenübergestellt, diese habe ich hier bewusst nicht dargestellt):

„Ich konnte zum Glück im Homeoffice arbeiten, was mir den Weg zur Arbeit in der überfüllten Bahn ersparte. So fing mein Tag mit dem Hochfahren des Rechners, einem Kaffee und Ruhe an, statt wie zuvor mit vielen Menschen, zu großer Lautstärke, multiplen Gerüchen und ungewollten Berührungen.

Ich habe viele Dinge per Mail lösen können, habe mich in dieser Zeit aber auch ans Telefonieren und Zoom-Meetings gewöhnt – immer noch besser, als in einem Besprechungsraum mit zu vielen Kollegen zu sitzen, die viel und gern durcheinander sprechen. Die Mittagspause konnte ich ganz in Ruhe verbringen, gern auch bei einem Spaziergang.

Nach der Arbeit hatte ich für mich so viele Möglichkeiten mit denen es mir gut ging … z.B. einfach mal das Alleinsein genießen (einsam habe ich mich nicht gefühlt) ein wenig Sport, Computerspielen, Kochen, Telefonieren, Putzen, Umräumen … und das alles ganz in Ruhe. Ich musste mich nicht rechtfertigen, warum ich heute schon wieder nur lesen oder einen Film auf der Couch schauen möchte, oder warum ich nicht zum Konzert gehen möchte …“.

Plötzlich waren alle dazu „verbannt“, mehrere Gänge herunterzuschalten und alternative Ideen für Arbeit, Freizeit und zum Austausch zu finden. Es war für alle eine Chance, die Gestaltung des eigenen Lebens zu reflektieren.

Viele Menschen wollten manches nach der Pandemie verändern und nicht wieder zurück in ein altes „Vor-Corona“.

Nach der Pandemie wurden die Vorsätze hier und da über Bord geworfen, denn man war ja geradezu ausgehungert. Endlich war es wieder möglich, sich in volle Bahnen zu zwängen, überfüllte Konzerte zu besuchen und alles das zu machen, was man so lange nicht durfte oder wollte.

Was für ein Glück also! Aber ist das auch für eine HSP so? Schauen wir also nochmal auf deren Erfahrungen nach der Pandemie:

  • „Einige Zeit nach der Pandemie wurde eingeführt, dass jeder Mitarbeiter wenigstens 2 Tage in der Woche im Büro arbeiten solle. Das klingt nicht viel, diese Tage sind für mich aber immer der pure Stress, angefangen mit dem Arbeitsweg (wie schon beschrieben). Ich finde an diesen Tagen keine Möglichkeiten der Ruhe und des Rückzuges, auch nicht in der Mittagspause.
  • Die Meetings werden dann auch gern an diesen Tagen abgehalten, weil es persönlicher ist. Nach der Arbeit kann man nun wieder etwas unternehmen und ich kann nicht immer absagen.
  • Ja ich kann es auch genießen, mal wieder ein Konzert zu besuchen, aber hat es mich früher auch so angestrengt und ermüdet? Ich habe das Gefühl von permanenter Auslastung und teils Überforderung, als würde ich jetzt viele Dinge zusätzlich machen. Dabei ist das, realistisch betrachtet, gar nicht so. Wie habe ich mich früher abgegrenzt?
  • Ich hatte meine Hochsensibilität doch eigentlich gut „im Griff“.“

Das Gefühl der Überforderung und der zusätzlichen Belastung, haben seit Ende der Corona-Beschränkungen einige HSP. Ich selbst schließe mich hier nicht aus.

Innerhalb der „verordneten Ruhe“, konnten wir HSP meist durchatmen, weil wir wenig „mussten“ und viele Dinge, die für uns unangenehm und stressig sind, in dieser Zeit nicht möglich waren. Unsere Strategien zum Herunterfahren und Entspannen, das womit wir uns wohl fühlen, aber was unter Normalbedingungen als ungesellig gilt, war plötzlich gesellschaftlich akzeptiert und notwendig.

Was können wir nun aber tun, um die Überforderung zu minimieren?

Hierzu 6 Tipps für den Alltag:

1. Ganz wichtig ist das Bewusstmachen der Überforderung! Wenn dieses Gefühl seit Monaten besteht, ist es nicht nur eine Phase, die von allein wieder verschwindet. Achtung: HSP geraten schneller ins Burnout!

2. Powernap einführen! Auch ich dachte – ein Schläfchen macht mich nur noch mehr müde. Aber ein Powernap ist nur ein ganz kurzes „Absacken“. Für mich selbst sind 10 Minuten optimal, dann fühle ich mich viel besser. Du kannst es auch im Sitzen (Kopf angelehnt) ausprobieren und wenn du Angst hast zu tief und zu lange einzuschlafen, probiere doch mal einen Schlüssel in die Hand zu nehmen. Fällt dieser zu Boden, bist du wieder wach.

3. Im Alltag und der Freizeit nicht wieder mithalten wollen und die eigenen Grenzen übergehen, weil doch alles wieder möglich ist, sondern Prioritäten setzen. Du darfst „Nein“ sagen!

4. Struktur schaffen! Indem du z. B. einen Wochen- und/oder Tagesplan erstellst. In diese Pläne werden Pausen eingeplant und ganz wichtig – auch eingehalten.

5. Nachdenken: Was hat mich vor der Pandemie entspannt? Was habe ich während der Pandemie schätzen gelernt? Was kann ich davon in meinen jetzigen Alltag integrieren? Auch Kleinigkeiten tragen zu Ruhe und Entspannung bei! Probiere mal Wolkengucken!

6. Bewusst positive Erinnerungen aktivieren. Das ist mittlerweile meine „Lieblingsdisziplin“. Hier nutze ich unser großes Wahrnehmungspotenzial. Visuelle Eindrücke, Gerüche, Geräusche und Empfindungen, die mit positiven Ereignissen verbunden sind, lassen sich aktivieren und können unsere Gedanken an einen schönen und entspannenden Ort bringen. Höre ich z. B. Möwen, spüre ich die Nordsee.

Wie geht es dir nach der Pandemie?

Anke Römer, Fachberaterin für Hochsensibilität, Notfallseelsorgerin, zertifizierte Mediatorin und Kommunikationstrainerin
www.anke-roemer-kommunikation.de, Netzwerkmitglied für 04420 Markranstädt (D)


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Ein Kommentar

  1. Oh das kann ich für mich so unterschreiben. Nach anfänglicher Erzürntheit über den durch die Pandemie gefühlten „Zusammenbruch meines bisherigen Lebens“ mit dem vielen Unterwegssein und Arbeiten in der Gastro, merkte ich wie wohltuend es ist, sich mehr auf sich zu konzentrieren, Bewusstsein für mich und die Dinge in meinem Leben zu schaffen sowie mehr Zeit und Ruhe für mich zu haben. Ich möchte nicht zurück? hab ich sehr viel neue Kraft daraus schöpfen können und würde die Tipps so weitergeben!

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